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Hannes Scheucher wurde 1939 in der Steiermark geboren, besuchte die Kunstgewerbeschule in Graz, wo er eine Ausbildung erfuhr, die heute kaum jemand hat: die Auseinandersetzung mit der Freskomalerei. In Wien an der Akademie der Bildenden Künste hatte er dann zwei wesentliche Künstlerpersönlichkeiten als seine Professoren: Herbert Boeckl und Albert Paris Gütersloh Hannes Scheucher gehört zur sogenannten Zwischengeneration, für die die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit Kindheit war, die aber die modernen Kunstströmungen für sich selbst in einer sehr engen Umgebung, in der Provinz, entdecken mußten.
Seine künstlerische Entwicklung vollzog sich nicht ohne Brüche und Zweifel. Seine Bilder entstanden aus der Suche nach den Spuren des menschlichen Lebens in all seinen Facetten von Angst und Glück, Geburt und Tod. Farbe und Stimmung scheinen ihm das beste Ausdrucksmittel zu sein. Das graphische Element dient ihm als gedankliche Skizze um größere Zusammenhänge festzuhalten.
Hannes Scheuchers Weltsichten sind Notationen. Beobachtungen eines Zeitgenossen, der Zusammenhänge sieht, sie sichtbar macht, der Spuren legt und sie wieder verwischt. Seine Bilder sind Imaginationen, bildhafte Vorstellungen, gedanklich aber zertrümmert, auf Ausschnitte reduziert, wie ein Zeitungs- oder Magazinleser einzelne Berichte wahrnimmt und dann wieder vergißt.
Kunst spiegelt sehr oft besser als jedes andere Medium die Gebrochenheit unserer Zeit wider, auch deren zeitbedingte Vorurteile. Dennoch versucht Hannes Scheucher den Hintergrund der plakativen Aussage von Bildern oder Texten zu ergründen. Er sucht ihn dort, wo in allen alten Zivilisationen und Kulturen immer noch gesucht wurde: Im Spiel, in der Heiterkeit, in der Trauer und Nachdenklichkeit,
im Reflektieren über das eigene Selbst.
Seine Kunst ist subtil und eindringlich. Sie verwahrt sich gegen jede sterile Aufgeregtheit und vordergründige Agitation. Sie verunsichert, irritiert und verweist in ihrem langen Prozeß des Betrachtens auf die einzige Sicherheit des Menschen, nämlich den Mut und die Fähigkeit, sich ständig auf neue Sichtweisen einzustellen. Das Bild vom Menschen, das uns Hannes Scheucher vorlegt, ist der Versuch, den Menschen mit sich selbst zu versöhnen und ihn nicht zu seinem schlimmsten Feind werden zu lassen.
Hannes Scheucher war ein sehr geschichtsbewußter Mensch. Seine Vorliebe für historische Portraits spiegelt nicht nur sein Interesse, sondern auch seine Geschichtsverliebtheit wider. Verliebtheit, die bekanntlich nicht nur blind macht, sondern auch selektive Bindungen schafft. Nie würde er Personen oder Portraits in seine Bildwelten hineinverweben, die ihm unsympathisch wären oder mit denen ihn weder Interesse noch Bewunderung verbinden. Dies zeigt sehr deutlich auf, daß sein Zugang zur Kunst ein sehr persönlicher, emotionaler war und zumeist über Menschen erfolgte.
Hannes Scheucher ist bis zuletzt voll im künstlerischen Leben gestanden, welches am 5.1.2022 viel zu abrupt endete.
Eine umfangreiche Homepage www.hannes-scheucher.at widmet sich seinem Werk
