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Das Gemälde „Und sie bespuckten ihn und nahmen das Schilfrohr und schlugen ihn“ ist von der zunehmenden Gewalt in der Welt inspiriert. Wenn Menschen den sündenlosen Christus selbst, der zu Liebe und Vergebung aufrief, schlugen und bespuckten, wie viel unmenschlicher können sie dann erst mit anderen umgehen, die ihnen wie sie selbst gleichen, obwohl sie im Grunde ihre Brüder und Schwestern sind? In meinem Werk verliert der böse Mensch seine Individualität und wird zu einem roboterhaften, unpersönlichen Wesen. Christus, der Schmerz auf menschliche Weise empfindet, leidet für die Sünder, die ihn schlagen, und bittet den Herrn um Vergebung, denn sie wissen nicht, was sie tun. Ein halb sichtbarer Schutzengel steht da und beschützt sein Leben, denn Christus soll am Kreuz sterben, nicht an Schlägen. Der Engel fühlt mit Christus, kann die Schläge aber nicht abwehren, sondern nur sein Leben bis zur Kreuzigung bewahren. So vermittle ich durch die Gestalt des Engels die Idee der göttlichen Vorsehung im Leben Christi und verdeutliche die Rolle des Schutzengels im menschlichen Leben im Allgemeinen. Dem christlichen Glauben zufolge wird jedem Menschen bei der Taufe ein göttlicher Beschützer zugeteilt, der ihn begleitet. Wenn ein Mensch zum Leiden bestimmt ist, wer außer einem Engel kann dann das Maß an Leid, das der Betroffene selbst ertragen kann, auffangen? Plastisch habe ich versucht, das Werk in einem ikonischen Stil zu gestalten, in dem der abstrakte Farbhintergrund durch die Farb- und Lichtverläufe als Raum für die Figuren dient, die die Handlung darstellen. Der Engel, als halbmaterielles Wesen, löst sich im Hintergrund auf, Christus bildet sowohl geometrisch als auch farblich das Zentrum der Komposition, und die dunklen Gestalten der Peiniger stehen in scharfem Kontrast zum Rest des Werkes und erscheinen wie schwarze Löcher im hellen Raum der Leinwand.